11. Dezember 2020

Wilhelm Hausenstein schrieb viele Jahre für die Frankfurter Zeitung, oft waren seine Artikel dort der Ausgangspunkt für spätere Buchpublikationen. Von 1934 an war er bis zu seinem totalen Veröffentlichungsverbot 1943 für die wöchentliche "Frauenbeilage" und die Literaturbeilage verantwortlich, wofür er immer wieder auch eigene Artikel beisteuerte. Zu Weihnachten 1936, kurz nach dem Schock des Ausschlusses aus der Reichsschrifttumskammer, der ihm aber unter dem Pseudonym Johann Armbruster die weitere journalistische Arbeit bei der FZ erlaubte, erschien folgender Text. 

Hausenstein legte damals eine Sammlung seiner Artikel an; seine Tochter Renée-Marie und ihr Mann Kenneth Parry haben diese Sammlung über viele Jahre weiter gepflegt, vervollständigt und sie im Stadtmuseum von Hornberg zugänglich gemacht. Derzeit befasst sich die WHG mit der Katalogisierung und Digitalisierung der Zeitungsartikel; es sind über 38 Jahre hinweg mehrere Tausend entstanden ... Im Zuge der Erschließung kam auch dieser besinnliche Artikel im charakteristischen Stil Hausensteins zum Vorschein. Wir möchten ihn in diesen besonderen und schweren Zeiten als geistige Anregung und Einstimmung zum Weihnachtsfest 2020 hier wieder zugänglich machen.

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Liebe Mitglieder der Wilhelm Hausenstein Gesellschaft,


wir haben die traurige Pflicht, Sie vom Tod unseres langjährigen Vorstandsmitgliedes

Dr. Dieter Jakob

in Kenntnis zu setzen.

Mit Dr. Dieter Jakob, der vergangene Woche nach langer Krankheit starb, ist eines der engagiertesten und profiliertesten Mitglieder der Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft von uns gegangen. An ihrer Gründung im Jahre 2001 hat er entscheidend mitgewirkt und sie als ihr Zweiter Vorsitzender  wesentlich mitgestaltet. Vor allem die in zweijährigem Turnus stattfindenden Symposien hat er, auch als er nicht mehr selber an ihnen teilnehmen konnte, durch seine Vorschläge bereichert und die aus ihnen hervorgegangenen Tagungsberichte sorgfältig lektoriert; dabei brachte er seine vielfältigen kulturellen Kenntnisse und Kontakte nutzbringend ein. Geboren wurde er in Prag, aufgewachsen ist er im Fichtelgebirge, hat in Erlangen, Berlin, London und Oxford studiert und über Kafka promoviert. Am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in München bekleitete er bis zur Pensionierung 2006 das Amt des Stellvertretenden Schulleiters; er war Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen unserer Gesellschaft. Gestorben ist er in München, wo  seine Frau viele Jahre  seine schwere Krankheit mitgetragen hat.

Er fühlte sich von jeher unserer Sache verpflichtet, verfügte  über einen weiten Horizont, wobei seine besondere Liebe dem alten akademischen England galt (dem er in seinem Roman ‚Wiedersehen in Oxford‘ noch 2018 ein schönes Denkmal setzte). Der von ihm geschätzte John Henry Newman beschrieb den sogenannten ‚Gentleman‘ als Ideal; Dieter Jakob hat es, auch im persönlichen Umgang, stets verkörpert. 

Die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft wird Dr. Jakob in ehrenvoller Erinnerung behalten. 


Wolfgang Boeckh

Dr. Alexander Schwarz

Dr. Johannes Werner

im November 2020

Die Symposiumsvorträge
(2018 - REISEN) im IUDICIUM-Verlag erschienen  (
iudicium.de)

Die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft legt mit diesem Büchlein ihren 11. Kongressbericht vor. Das Symposium in Hornberg, im Geburtsort Hausensteins, hatte sich das Thema Reisen vorgenommen. Die wichtigsten Aspekte dieses wahrlich bewegenden Themas sollten zur Sprache kommen, unter diversen Blickwinkeln der Hausenstein-Forschung und Pflege seines vielfältigen Erbes, vor allem aber unter dem Aspekt von Wahrnehmung und Würdigung der Gegenwart, soweit sich diese in einem Symposium abbilden lässt. Was bewegt uns, über die Abertausende von Kilometern zu reisen, die wir in unserem heutigen Leben zurücklegen, und was bleibt uns davon? Kommt unsere Seele mit, wenn wir uns so extensiv bewegen? Welche Ursachen, Sehnsüchte und Triebe sind im Spiel? Welche Rolle spielt unsere Bildungstradition? Geht es um ein Wohlstandsphänomen? Welchen Beitrag leisten die Träumer, die Helden unserer Reiseliteratur, die womöglich der Enge ihrer Tage in erdachten Reisen entkamen? Sehnsucht ist ein starkes Motiv, das uns Literatur, Kunst und vor allem Musik stets aufs Neue vermitteln, obwohl sie von fernen Zeiten berichten, als Reisen ein seltenes Privileg war, gefährlich dazu … (Wolfgang Boeckh)

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