Liebe Mitglieder der Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft,
liebe Freunde und Wegbegleiter von Kenneth Croose-Parry,

zum zweiten Mal hintereinander ist unsere Jahreshauptversammlung vom Tod eines engen Freundes und Mitarbeiters bestimmt. Wir haben, dem Wunsch von Kenneth Croose-Parry folgend, in aller Stille eine würdige Beisetzung erlebt. Mitte Oktober soll nun unsere vorgeschriebene Jahreshauptversammlung allen Freunden und Mitgliedern unserer Gesellschaft, sowie Bürgern der Gemeinde ein dankbares Erinnern ermöglichen.
Wir laden daher zu zwei Veranstaltungen ein, die in unmittelbarem Zusammenhang stehen:

Freitag, den 18. Oktober, 18 Uhr
Ratssaal der Gemeinde Hornberg
Gedenken an Kenneth Croose-Parry

Freitag, den 18. Oktober, 19 Uhr 30
Kleiner Ratssaal der Gemeinde Hornberg
Mitgliederversammlung der Hausenstein-Gesellschaft


Die Tagesordnung folgt den üblichen Gepflogenheiten:
Begrüßung – Bericht des 1. Vorsitzenden – Bericht der Schatzmeisterin – Bericht der Kassenprüfer – Entlastung des Vorstandes – Vorplanung des Symposiums 2020 – Personalia (Vorstandswahlen 2020) – Verschiedenes. Anträge zur Tagesordnung bitte bis eine Woche vorher schriftlich an den Vorstand.


Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Boeckh


Wolfgang Boeckh (Vorsitz) 

Alexander Schwarz (stellv. Vorsitz) 

Michael Pohlig (Schriftführer)

Ute Stehle (Schatzmeisterin)


wissenschaftlicher Beirat: 

Dr.Kerstin Bitar (Zürich),

Dr. Peter Reuss (Paris)

Prof. Dr. Hubert Roland (Leuwen)

Bericht des Ersten Vorsitzenden Wolfgang Boeckh bei der Mitgliederversammlung am
18. Oktober 2019 in Hornberg


Liebe Hausenstein-Freunde,

sehr geehrte Damen und Herren,


wieder mssen der Vorsitzende und seine Freunde den Mitgliedern ber einen schmerzlichen Todesfall berichten. Üblicherweise gedenken wir den Toten in einer Schweigeminute- aber soeben kommen wir von der Trauerfeier im Ratssaal, es ist alles gesagt, jeder von uns denkt, nicht nur in stillen Minuten, an Thomas Schwertel, und nun auch an Kenneth. Es bleibt unsere Qualität als Gesellschaft, dass wir als Freundinnen und Freunde zusammenarbeiten und zusammenbleiben, solange es unsere Gesundheit erlaubt. Nur in diesem Klima des freundschaftlichen Einvernehmens gelingen uns unsere Aktivitäten, hinter dem Schreibtisch, in den Archiven, in der Öffentlichkeit. Hauptaktivität sind und bleiben die Symposien. Sie sind unser Schaufenster, und sie sind vor allem Kristallisationspunkt wissenschaftlicher und kultureller Arbeit. Hausensteins Werk ist uns einigermaßen geläufig, und wir nehmen mit Freude zur Kenntnis, dass uns immer wieder Verlagsanfragen zu Editionen und/oder Zitaten erreichen. Dennoch sind unsere Einschätzungen, was die öffentliche Wirksamkeit von Hausensteins nachgelassenen Ideen und Thesen angeht, verständlicherweise subjektiv. Die Brger Hornbergs bleiben unseren Symposien berwiegend ebenso fern wie die Schlerinnen und Schler der Schulen, die seinen Namen tragen. Auch von Lehrkräften – das sind in Durmersheim, Mnchen und Hornberg zusammen immerhin ber 200 akademisch ausgebildete Personen – sind wenig zu sehen oder zu spren. Das kann man beklagen, aber es wrde nichts ändern. Es muss also die Zielsetzung unser satzungsgemäßen Aktivitäten sein, diesen Umstand in den Blick zu nehmen, ohne in Larmoyanz zu verfallen. Möglicherweise mssen wir ber unser Format nachdenken, oder bessere Werbung betreiben. Das soll allerdings nicht heißen, dass wir mit unseren letzten Veranstaltungen unzufrieden sein mssten. Gerade das letzte Symposium 2018, das in diesen Berichtszeitraum fällt, habe ich als beglckend in Erinnerung. Es gab lebhafte Diskussionen, und die Referenten haben sich bereinstimmend ein nächstes Mal gewnscht. Ich bin brigens augenblicklich damit beschäftigt, die restlichen Manuskripte einzutreiben, damit das Lesen und Korrigieren beginnen kann, bevor der Iudicium-Verlag seine Arbeit macht. Wir leben in politisch wenig stabilen Zeiten, es wird sogar in der Nato wieder geschossen, Fragen der Migration haben an den politischen Rändern wieder zu Diskussion ber neue Grenzzäune gefhrt, der Religionsfriede ist empfindlich gestört, und die größte Ungeheuerlichkeit ist die Tatsache, dass der öffentliche Aufschrei doch sehr begrenzt ist. Lange, allzu lange galt das Einmischen in die große und kleine Politik als unfein, Sache, die man den Eitlen, Lauten, den Besserwissern und den anderen berlie., die nichts Besseres zu tun hatten. Mag sein, dass meine Generation, die 1968 Abitur machte, vom politischen Geschwätz ihrer Jahre die Nase voll hatte, und es schien ja in der Bonner Republik wenigstens bis 1989 alles nett zu laufen, auch weil die Welt in ihrer Block-Realität verlässlich schien. Wiedervereinigung bescherte uns die kulturelle Bereicherung durch die unermesslichen Kulturschätze des Ostens, und brachte uns mit Menschen in Verbindung, die ihre Sehnsucht nach Freiheit in den Wohlstand des Westens projizierten, mit den Imponderabilien einer Demokratie aber seit Weimar keine Erfahrungen hatten. Kurz und bndig: Briefe, und Artikel, die Hausenstein in den 20er Jahren, nach dem Kulturschock des 1. Weltkrieges geschrieben hatte, könnte er heute wieder schreiben. Wieder gibt es Opfer, nationalistische Pöbeleien, wieder muss man Europa in Schutz nehmen, wieder soll mehr Geld in die Rstung fließen, und berall sind politische Abenteurer mit Mehrheiten gewählt worden. Die Staatslenker in den USA, Brasilien, England, Ungarn, Polen, der Trkei, um nur die Lautesten zu nennen, sind allesamt Gegenentwrfe zum Bild des besonnen, gebildeten und empathischen Politiker und Diplomaten, wie es in Deutschland Theodor Heuss, Carlo Schmidt oder eben Hausenstein waren. Wenn wir als Mitglieder in einer zivilgesellschaftischen Vereinigung das Werk Wilhelm Hausensteins nicht nur im Regal und im Archiv verwalten wollen, mssen wir uns also einmischen, jeder an seinem Platz. Es sind die Ohnemichels, die Einfachen, die Bequemen, die die Populisten wählen, und wenn es Mehrheiten werden, hat nicht die Demokratie versagt, sondern wir. Wir werden wieder ein Symposium in Hornberg abhalten – mit großem Aufwand, wieder zu einem Thema, das alle interessieren sollte. Unsere Themen waren alle brandaktuell: Exil und Vertreibung, Religion, Europa, und demnächst, ein zweites Mal, unser Verhältnis zu Frankreich. Es gibt hier keine einfachen Antworten, aber seriöse Diskurse, und wir sollten nicht akzeptieren, dass man deshalb den Weg nicht zu uns findet, weil wir es uns nicht einfach machen….


Unsere Themen sollten fr die Menschen vor Ort, fr Lehrer, Schler und Politiker ein Beitrag sein, ber das Leben, die Kunst, ber Politik und ihre Vermittlung nachzudenken. Wenn wir damit aufhören, ber das nachzudenken, was Menschen erst zu humanen Menschen macht, steuern wir auf eine Gesellschaft zu, in der keiner von uns leben möchte. Wenn wir in den Gemeinderäten, in den Gymnasien, in der Gesellschaft nur damit beschäftigt sind, uns mit Techniken vertraut zu machen, haben wir auch den Kern von Bildung verkannt. Unsere Gesellschaft muss sich dieser Herausforderung stellen, in aller Bescheidenheit, aber mit großer Klarheit. Alle Zukunft beginnt klein, in den Wohnzimmern, den Lehrerzimmern, den Ratssälen, den Vereinen und, ja, auch an den Stammtischen. Dort gibt es, wenn’s gut läuft, freundliches Miteinander, Gedankenaustausch, und demokratisches Üben. Immer wenn Autokraten, Egomanen und Schreihälse Staatslenker werden, hat die Zivilgesellschaft versagt. Das muss unsere Botschaft in der Pflege des Werks von Hausenstein sein. Der Schlssel zu Humanität und moderner Demokratie ist Bildung, und die kann man bei Hausensteins in reichem Umfang besichtigen.


Ich war im letzten halben Jahr krankheitshalber weniger an Bord, deshalb aufrichtigen Dank an Alexander Schwarz, der vor allem durch den Tod von Kenneth viel zu tun hatte. Besonders danken sollten wir ihm alle fr die Herausgabe der Jahresgabe; es war der rechte Text zur richtigen Zeit, und ich hoffe darauf, dass Alexander sich darauf vorbereitet, noch mehr Verantwortung in der WHG zu bernehmen.

Wir konnten in unserem Vorstand neu Michael Pohlig begrßen, der das Amt des Schriftfhrers bernahm. Unseren Internetauftritt pflegt er schon lange. Danke fr alles – ich kenne Michael als Abteilungsleiter am WHG, zuverlässig, freundlich, gebildet, effizient, und umfassend kulturaffin. 


Wir haben auch Ute Stehle zu danken, die in schwerer Zeit zur Gesellschaft stand, ihre Arbeit sozusagen als Vermächtnis auffasste. Die Finanzen sind in Ordnung, Danke, liebe Ute, auch fr Deinen unermdlichen Einsatz am Rande des Symposiums, und auch heute. In meinen Dank schließe ich ausdrcklich auch die beiden Kassenprferinnen ein, unserer Arbeit seit Jahren verbunden.


In den Berichtszeitraum fällt die Unterzeichnung des 2. Elysée-Vertrages in Aachen durch Präsident Macron und Kanzlerin Merkel. Am Abend dieses Tages fand in Marbach im Literaturarchiv ein Podiumsgespräch ber Hausenstein statt, an dem ich, zusammen mit Prof. Baasner, (vom DFI Ludwigsburg), der direkt aus Aachen kam, mitdiskutieren konnte. Kenneth, meine Frau und ich sind zusammen angereist, ein beglckendes Erlebnis. Das wunderbare Foto, das sie auf der Traueranzeige gesehen haben, ist dort in Marbach entstanden, meiner Frau sei Dank.

Es gibt kleinere Aktivitäten, Verlagsanfragen, Abdruckgenehmigungen, und weiterhin Pläne. Augenblicklich ist die Frage zu klären, was mit der Bibliothek im Schöfferpark passiert, und was nach Marbach zu senden ist. Ich verwahre im Banksafe noch ein Originaltyposkript, und es wird sicher noch Korrespondenz auftauchen. Wir nehmen dankbar die Arbeit von Frau Götz im Museum zur Kenntnis, vielleicht wird da ein Ort der Literatur draus.


Der Mitgliederstand ist weitgehend stabil, es drfen noch ein paar mehr werden. Über die Stipendiaten an den Gymnasien muss erneut diskutiert werden, das ist nicht nachhaltig genug. Mir wäre ein Preis fr Studenten lieber.

Die direkt vor uns liegende Arbeit ist die Vorbereitung des Symposiums 2020. Ich wnsche mir das Interesse bei den Vereinen, die eine Jumelage mit Frankreich pflegen. Über meine Verbindungen zu Rotary wird der Deutsch-Französische Länderausschuss involviert sein. Ich hoffe, dass die Gymnasien in der Nähe und in Mnchen mit dabei sind.

Die Liste der Referenten – es sind augenblicklich 16 – ist komplett, auch Minister a.D. Prof. Frankenberg ist wieder dabei. Einige Vorträge sind ausdrcklich fr ein breiteres Publikum, wie z.B. die launigen journalistischen Beiträge von Manfred Hammes, die Reiselust auslösen.

Ich bin in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden. Der Vorsitz muss also ber kurz oder lang in jngere Hände gelangen, wenngleich ich solange maßvoll arbeite, wie ich kann.


Allen, die uns helfen, voran der Brgermeister Hornbergs, Siegfried Scheffold, sei Dank gesagt, fr seine freundlichen Beiträge, und die Gastfreundschaft im Rathaus. Das Ehepaar Urban hilft uns immer wieder, mit Lied und Text, mit kollegialem Mithelfen, und natrlich mit der Bigband des WHG. Wir danken auch den Sponsoren, ohne die die Symposien nicht funktionieren wrden, den örtlichen Unternehmen, der Brgerstiftung, der Verwaltung und dem Rotary-Club Wolfach.


Zögern sie nicht, mir Anregungen zukommen zu lassen, Mitdenken und Mitarbeiten sind hochwillkommen.


Wir gratulieren von hier aus unserem Vorstandsmitglied Dr. Peter Reuss herzlich zur Berufung zum Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei der UNESCO in Paris!


Meine Freundinnen und Freunde,


in der ehrenamtlichen Arbeit ist Danke sagen besonders nötig, geradezu innerster Gegenstand der Kultur der Wertschätzung.

Unsere Gesellschaft hat soeben sein Ehrenmitglied verloren, sozusagen ein geborenes, oder besser, verwandtes Mitglied hat uns verlassen. Ich habe nun die große Freude, Ihnen und euch als einstimmigen Beschluss des erweiterten Vorstandes mitzuteilen, dass nach § 4 unserer Satzung auf Antrag unseres Schriftfhrers unser Grndungsvater Dr. Johannes

Werner zum Ehrenmitglied berufen wird. 


Möge unsere Gesellschaft weiterhin Erfolg und Wertschätzung beschieden sein.

Ich danke Ihnen.


Wolfgang Boeckh


Dr. Johannes Werner zu, Ehrenmitglied der Wilhelm Hausenstein Gesellschaft berufen

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