Bericht des Ersten Vorsitzenden Wolfgang Boeckh bei der Mitgliederversammlung am
19. Oktober 2018 in Hornberg


Zum wiederholten Mal muss die Mitgliederversammlung den plötzlichen Tod eines vertrauten und bewährten Mitarbeiters zur Kenntnis nehmen. Am 14.1. 2018 hat uns Thomas Schwertel, Altbürgermeister der Gemeinde, Schriftführer der WHG, mit vielen geschäftsführenden Aufgaben im Vorstand betraut und uns allen herzlich verbunden, für immer verlassen. Von diesem Schicksalsschlag sind nicht nur die Gemeinde, unsere Gesellschaft und alle seine und unsere Freunde betroffen, sondern im Besonderen unsere Schatzmeisterin, seine Lebensgefährtin Ute Stehle. Wir haben ihr unsere Unterstützung in dieser schweren Zeit zugesagt, zumal sie sich bereit erklärt hat, die Aufgaben der Geschäftsführung bis zur Neubesetzung/ Wahl mit zu übernehmen, in ehrendem Andenken an Thomas. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand in der Stadthalle eine würdige Trauerfeier statt, die die Gemeinde mit ausgerichtet hat. Die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft war durch ihren Vorsitzenden, der eine Traueransprache hielt, sowie durch Dr. Werner, den Gründungsvorsitzenden vertreten. Die Beisetzung fand in aller Stille statt.

Das Geschäftsjahr 2018 war wieder ein Symposiumsjahr, was die gesamte Arbeitskraft der Vorstandes in Anspruch nahm. Als Thema war ausgewählt worden: „Reisen“ – Inspiration- Obsession-Konvention. Hausenstein war von Anfang auch Reiseschriftsteller; ganz in der Tradition großer Schriftsteller galt ihm das Reisen nicht nur als Möglichkeit persönlicher Bildung, es war ihm Ausdruck humanistischer, religiöser, kontemplativer und maßstäblicher Lebensführung – vom Wandern zu Fuß bis zur Reise mit der Seele ins Land der Griechen. Dieser Bogen war wieder zu suchen: in Religion, Kunst, Literatur, Musik, im wissenschaftlichen Diskurs, in Bild und Ton. 9 Vorträge und zwei musikalische Beiträge, darunter eine Liedmatinée, sollen die Grundlage für die nächste Veröffentlichung im vertrauten Format bilden. Die letzte Veröffentlichung, der Kongressbericht 2016, lag rechtzeitig vor und wird an die Mitglieder und Interessenten verkauft.

Die finanzielle Situation des Vereins ist stabil, aber nicht luxuriös. Wir haben ein Bankguthaben von 6.744,16 (Stand 16.10.2018); bei einem Mitgliederstand von 91. Wir erhalten zu unserem Symposium einige Spenden von Hornberger Unternehmen, für die wir dankbar sind. Eine Ehrentafel stellt die Spenden der Öffentlichkeit vor; wir bedanken uns auch für die Zuwendung der Hornberger Bürgerstiftung, sowie für eine Spende des Rotary-Clubs. Die Gemeinde unterstützt uns durch die Möglichkeit, den großen Ratssaal zu nutzen.

Wir haben viel Freude mit unseren Symposien, und die Referenten beglückwünschen uns zur offenen und fröhlichen Diskussionskultur der Symposien. Dennoch gibt es deutliche Verbesserungsmöglichkeiten:


-    Die Hornberger Öffentlichkeit nimmt die Tagung zu wenig zur Kenntnis 

-    Die beiden Gymnasien, vor allem das Münchner WHG sind zu wenig vertreten

-    Die regelmäßig an Abiturienten verteilten Hausenstein-Preise erweisen sich in ihrer Wirkung als wenig nachhaltig. Der Vorsitzende bringt eine Neuausrichtung- evtl. im universitären Bereich – ins Spiel. Die Meldung von Preisträgern an den 4 befassten Gymnasien ist insgesamt rückläufig.


Es zeichnen sich dennoch Perspektiven ab; es wird diskutiert, ob ein Symposium in München – evtl. in Kooperation mit der Ev. Akademie Tutzing möglich wäre. Vorläufig wird die bewährte Infrastruktur in Hornberg bevorzugt.

Kenneth Croose-Parry stellte der WHG weitere Schriftstücke zur Verfügung; der Kontakt mit dem Literaturarchiv in Marbach hat sich erfreulich entwickelt; Kenneth, meine Frau und ich haben den Kontakt gepflegt. 

Es gibt immer wieder Verlagsanfragen um Erteilung von Veröffentlichungsrechten. Diese sind notariell an die Gesellschaft übertragen. Rechte werden regelmäßig unbürokratisch gegen die Bitte um Belegexemplare erteilt; mit Freude werden diese Veröffentlichungen zur Kenntnis genommen. 

Als Thema des Symposiums 2020 wird „Deutschland-Frankreich“ diskutiert. Es wäre eine sinngemäße Fortführung des Europa- Symposiums, auch hier ein Kernthema Hausensteins. Nach der Übergabe der Hausenstein-Büste an die Deutsche Botschaft in Paris und ihre Einweihung durch Dr. Schäuble im vergangenen Jahr ist die Zustandsbeschreibung der „ziemlich besten Freundschaft“ geradezu eine Verpflichtung unserer Gesellschaft. 

Michael Pohlig hat sich bereit erklärt, neben der Homepage auch Aufgaben des Schriftführers mit zu übernehmen, wofür wir sehr danken. 


Der Vorstand dankt für die Entlastung; der Dank gilt besonders den Kassenprüferinnen und der Schatzmeisterin, aber auch den gesamten Vorstand, dem Beirat, dem Bürgermeister der Gemeinde Hornberg, der Bigband des WHG Durmersheim, den lieben HelferInnen im Hintergrund. Frau Flach gebührt wiederum Dank für die Sorge um das Hausenstein-Grab in München, in gutem Kontakt zum Oberbürgermeister. 

Dank gilt auch Kenneth, dem unermüdlichen Verwalter des Erbes, sowie meinem Stellvertreter Alexander, der unser Fähnlein in München hochhält.


Wir wünschen uns für das nächste Geschäftsjahr ruhiges Fahrwassern, neue Mitglieder

Und viele gute Idee.


Wolfgang Boeckh

W. Boeckh

Nachruf auf
Thomas Schwertel

Schon vor der Gründung unserer Gesellschaft hatte sich Thomas Schwertel für den Nachruhm von Wilhelm Hausenstein eingesetzt; nämlich indem er 1997 maßgeblich dafür sorgte, dass die von dessen Tochter Renée-Marie bewahrten Möbel, Bilder und Bücher samt den umfangreichen Korrespondenzen im Museum von Hornberg, der Heimatstadt, eine würdige Unterkunft fanden. Dann, 2001, hat er das Entstehen der Gesellschaft mit großem Engagement gefördert und ihr seither als haushälterischer Schatzmeister und als Schriftführer treu gedient; dass sie, im zweijährigen Turnus, in Hornberg ihre vielbeachteten Wilhelm-Hausenstein-Symposien abhalten und deren Erträge in einer eigenen Schriftenreihe veröffentlichen konnte, war vor allem auch sein Verdienst. Nichts davon wäre gelungen, wenn er nicht die vielfältigen Verbindungen, über die er als ehemaliger Bürgermeister von Hornberg verfügte, im Sinne der Gesellschaft genutzt hätte; man konnte ihn gewissermaßen als ihren örtlichen Statthalter betrachten. Keine ihrer Veranstaltungen hat er – trotz vieler anderer Verpflichtungen – je versäumt, und wenn Not am Mann war, griff er selber zu. Noch in der letzten satzungsgemäßen Mitgliederversammlung, am 15. Dezember 2017, war er, soeben aus USA zurückkommend, überaus präsent und voller Pläne. Die Nachricht von seinem so frühen und jähen Tod war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft hat eines ihrer hervorragendsten Mitglieder verloren, und viele in ihr zugleich einen guten Freund. 





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