Bericht des Ersten Vorsitzenden Dr. Johannes Werner bei der Mitgliederversammlung am 18.-20. Oktober 2002 Hornberg/Schwarzwaldbahn
Krieg - Frieden - Kultur
(Un)Zeitgemäße Erinnerungen
Liebe Mitglieder,
als Erster, ja auch zeitlich erster Vorsitzender der Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft komme ich mir selber ein wenig wie Wilhelm Hausenstein vor, der ja 1948 das Präsidium der Schickele-Gesellschaft und 1950 das der Bayerischen Akademie der Schönen Künste übernahm. Beide Male kam es darauf an, einen Anfang, oder zumindest einen neuen Anfang zu machen; sich auf einen Weg zu machen; Weggenossen zu suchen und zu sammeln; und zu sagen, wohin dieser Weg, zu welchem Ziel er führen sollte. Als Präsident der Bayerischen Akademie hat Hausenstein am 17. Mai 1950 eine programmatische Rede gehalten, wie ich sie heute vielleicht auch halten müsste, aber nicht kann und nicht will. Seine Rede endete mit diesen Sätzen: Wir fühlen uns als Brücke zwischen der Überlieferung und der Zukunft, zwischen dem Verlorenen oder Halbverlorenen und der Jugend. Was wir unternehmen: es geschieht um der Jungen, um der Jüngeren willen. Das menschliche Leben hat seinen Sinn nicht am wenigsten auch darin, von Generation zu Generation eine Einheit zu bleiben. Ich denke, diese Sätze sind ein Programm auch für uns.
Liebe Mitglieder,
ein Jahr ist es jetzt her, ja nicht einmal ein ganzes Jahr, seit wir am 17. November 2001 hier in Hornberg die Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft gegründet haben; und in diesem Jahr ist viel geschehen – fast zuviel zugleich, wie es uns manchmal schien.
Zum ersten musste die Gründung der Gesellschaft auch amtlich beglaubigt werden. Die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Wolfach erfolgte am 09. April 2002 unter der Nr.544, die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ist inzwischen ebenfalls erfolgt. In dem Papierkrieg, der hierfür geführt werden musste, hat mir mein Kollege im Vorstand, Werner Hafner aus Hausach, sehr geholfen; vielen Dank.
Zum zweiten musste – wie es die Satzung der Gesellschaft vorschreibt – das anstehende Wilhelm-Hausenstein-Symposium vorbereitet werden; durchgeführt wird es erst noch, von heute abend an. Diese Aufgabe ist umfangreicher als mancher glaubt: man muß ein aktuelles Thema finden, das einerseits ein neues Licht auf Hausenstein wirft, andererseits aber auch Lichter von ihm aus auf uns und unsere Zeit; man muß Referenten finden und gewinnen, viele Briefe schreiben und Gespräche führen, ein Programm erstellen, drucken und verschicken, man muß an die Öffentlichkeit gehen, man braucht Helfer, Gelder, Räume usw. ... Hier danke ich nun unserem Zweiten Vorsitzenden Dr. Dieter Jakob und auch den anderen Münchnern, Friedrich Hitzer und Dr. Alexander Schwarz, für ihre konzeptionelle Arbeit; für die nicht weniger wichtige organisatorische und logistische danke ich ganz besonders unserem Schatzmeister Thomas Schwertel, unserer Schriftführerin, Carmen Hafner und nochmals Werner Hafner, dem wir auch die Ausstellung verdanken, die vor und neben dem Symposium einhergeht und auch schon auf es aufmerksam gemacht hat. Die badischen Mitglieder des Vorstands sind insgesamt dreimal zusammengetreten, um vor Ort die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Wir hoffen, dass wir von heute abend an die Früchte aller dieser Mühen ernten können.
Zum dritten mussten – wie es die Satzung ebenfalls vorschreibt – die Referate, die auf dem letzten, dem zweiten Symposium gehalten wurden, herausgegeben werden. Dass das Buch jetzt vorliegt, verdanken wir wiederum Dr. Dieter Jakob und der von ihm hergestellten Verbindung mit dem Münchner Iudicium-Verlag, von der wir uns in Zukunft vieles versprechen, nicht zuletzt eine weitere Verbreitung unserer Veröffentlichungen, und insgesamt eine größere öffentliche Aufmerksamkeit. (Die bisherigen Veröffentlichungen liegen bei allen unseren Veranstaltungen aus.)
Im übrigen ist unsere Gesellschaft inzwischen auch im Internet präsent. Für die Einrichtung und überaus professionelle Gestaltung unserer Homepage unter der Adresse www.wilhelm-hausenstein.de danke ich unserem Mitglied, meinem Kollegen und Freund Michael Pohlig.
Vieles wurde getan, vieles ist noch zu tun; lassen Sie mich nur einiges nennen. Wir werden versuchen, die Anzahl unserer Mitglieder – derzeit eine gute halbe Hundertschaft – zu vergrößern (wobei wir auch Sie, die Sie bereits dazugehören, um Ihren Beistand bitten); und wir werden vor allem versuchen, junge Mitglieder zu gewinnen. Wir werden Verbindungen mit ähnlichen Gesellschaften suchen, um unsere Kräfte zu bündeln. Wir werden denen, die sich, beispielsweise in der Partnerschaft von Hornberg und Bischwiller, beispielhaft um eine bessere Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich bemühen, unseren Beistand nicht versagen (da denke ich an Sie, Herr Heß), und auch nicht denen, die sich die weitere wissenschaftliche Erforschung des Werks von Wilhelm Hausenstein vorgenommen haben (da denke ich an Sie, Frau Bitar, und wünsche Ihnen in unser aller Namen viel Erfolg). Und wir werden, dieses Mal mit einem längeren Anlauf, das nächste Symposium vorbereiten, das vierte, das im Jahre 2004 stattfinden wird, und für das uns Ihre Vorschläge schon jetzt willkommen sind.
Damit ist aus meinem Rückblick unversehens ein Ausblick geworden; aber nur wenn wir vorausschauen, bleiben wir auf dem richtigen Weg, auf dem wir, wie ich glaube, bisher sind; auf einem Weg, der, ganz im Sinn von Wilhelm Hausenstein, auch eine Brücke ist. Ich danke Ihnen.
Dr. Johannes Werner